Donnerstag, März 22, 2018

Tod in der Südsee

 

Schon vor vielen Jahren bekam ich den Auftrag, eine Serie über berühmte Köche zu schreiben. Nach schweiss-treibenden Recherchen kam ich zum Schluss, den Auftrag nicht nur nicht auszuführen, sondern zurückzugeben: Es wurde bereits alles geschrieben. Eher zufällig bin ich jedoch auf folgende kleine Geschichte gestossen. Ich habe mich deshalb entschieden, in lockerer Reihenfolge über unberühmte Köche zu schreiben.

Lassen Sie sich erzählen von alten Zeiten. Wir schreiben September 1944 und es begab sich auf der kleinen Insel Mogmog im Ulithi-Atoll, irgendwo in den unendlichen Weiten des Westpazifiks. Die Richtung Japan vorrückenden amerikanischen Truppen, hatten über der von feindlichen Soldaten besetzten Inselgruppe bereits Flugblätter abgeworfen, um die Einheimischen vor der bevorstehenden Invasion zu warnen. Trotzdem traf sich der amerikanische Küchengehilfe Bob K. heimlich, und in der Hitze der Nacht, mit Prinzessin Kalara, der Tochter von König Ueg, zu einem tropischen Techtelmechtel. Sie waren die ersten und letzten Toten des Kampfes um die Insel Mogmog. Die Prinzessin erhielt ein Staatsbegräbnis, der Koch wurde auch nicht berühmt.

Einige Wochen später traf sich der Vorgesetzte von Bob, Küchenchef Stewart ‚Stu’ Lucas, mit König Ueg zum Kartenspiel. Nach mehreren Flaschen Whisky gewann ‚Stu’ beim Pokern ein Grundstück auf der benachbarten Insel Mangajang. Dort gründete er am nächsten Tag die Republik Lucastan, ihre Flagge zeigt das siegreiche Pokerblatt. Leider wurde Lucastan völkerrechtlich nie anerkannt und so wurde auch dieser Koch nie berühmt. Aber die Geschichte ist zu schön um nicht geschrieben zu werden.

Lucastan liegt im Pazifik, 180 km nordöstlich von Yap "in the middle of bloody-damn-all.“ Es bedeckt einen Drittel der Insel Mangajang im Ulithi Atoll und besitzt eine Landfläche von etwas mehr als 1 km2. Die Koordinaten: 9º 47' N, 140º 7' E.

Aus dem Buch Hühnerbrust und Federkiel von Hanspeter Gsell, erschienen im Verlag BoD.




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