Bei Giuseppe werden abends nicht nur die Drei, sondern
Legionen von Heldentenören akustisch aktiviert. Um sie erst gegen Mitternacht
und nach der dritten Reprise des Gefangenenchors wieder abtreten zu lassen. Im Bären war gestern der CD-Player defekt, so
dass Elton John immer die gleichen
drei Lieder singen musste. Und im Sternen
gab’s zur Suppe Paola, zum Kotelett
den gleichnamigen Walzer, und der angegraute Kellner summte leise Siebzehn
Jahr’, blondes Haar. Dabei ist doch die menschliche Stimme das schönste
aller Instrumente, das Gespräch die einzig wahre Musik!
Es geht allerdings auch
das Gerücht um, dass in manchen Gaststuben das Radio nur deshalb läuft, damit man den Pleitegeier nicht krächzen hört. Aber
nicht nur landauf und landab sondern weltweit werde ich heute als Gast mit Musik
berieselt – ob ich es will oder nicht. In manchen internationalen Hotels wird
die Musik gar zum Dauerbegleiter. In der Lobby spielt ein leibhaftiges
Streichquartett, im Lift streicht sich das Rondo Veneziano die
Geigenbögen krumm und im Zimmer be-grüsst mich der Fernseher mit alten
Klassikern und einem hinterhältigen „Herzlich willkommen Mr. Xeller – drücken
Sie ENTER“. Worauf das Inhouse-Entertainment-Center
sofort auch die Lautsprecher im Bad und im begehbaren Kleiderschrank
aktiviert.
Die eigentlichen Spezialisten in Sachen Musikauswahl und
Qualität sind jedoch die Fluggesellschaften. Was in den meisten Flugzeugen –
als Ouvertüre vor dem Start oder als Finale nach der Landung – aus den Bordlautsprechern
quillt, kann nur die Auswahl eines musikalisch Minderbemittelten sein. Wobei
natürlich schon das Wort Lautsprecher
an sich eine irreführende Bezeichnung ist. Da verliere ich doch bereits während
des ersten Taktes jegliches Vertrauen in die viel beworbene technische Kompetenz.
Ist es nicht unglaublich, dass sich offenbar sämtliche Airlines dieser Welt mit
solchen erbärmlichen Standards zufrieden geben?
Aus dem Buch Hühnerbrust und Federkiel von Hanspeter Gsell, erschienen im Verlag BoD. Oder das neue Buch kaufen:
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