Vor 230 Jahren kam es auf
der HMVA Bounty zu einer verhängnisvollen Meuterei. Diese Reportage berichtet
von unserer Reise zu den Nachfahren der Meuterer, die heute noch auf der Insel
Pitcairn im Pazifik leben. Die Reise fand im Frühjahr 2019 statt.
Die Nachfahren
der Meuterer
der HMAV Bounty
Sissach │Auf Spurensuche im Pazifik
Teil 1: Tahiti, Französisch-Polynesien
Der Himmel schien zu brennen, wütendes Feuer erhellte
die Nacht; die Bounty stand in Flammen. Neun Meuterer hatten beschlossen, ihr
bisheriges Leben für immer hinter sich zu lassen. Sie hatten abgeschlossen mit
dem British Empire, abgeschlossen mit der Welt.
Die Insel Pitcairn würde
ihr zukünftiges Zuhause sein, hier würden sie den Rest ihres Lebens verbringen.
Die Bounty aber musste verbrannt werden. Vorbeifahrende Schiffe hätten sie
entdeckt. Es wäre der sichere Tod der Meuterer gewesen. Denn sie wussten, dass
man sie in England zum Tod verurteilt hatte. Mit ihnen waren zwölf Frauen und sechs
Männer aus Polynesien auf der Insel gelandet. Einige waren nicht freiwillig
hier, man hatte sie entführt.
In diesem Moment aber
standen sie gemeinsam am Strand und beobachteten, wie die Bounty in den Fluten
versank. Das alte Leben war vorbei, für immer und ewig. Einige hatten Tränen in
den Augen.
Hanspeter Gsell
Wer hat nicht die Bücher über die Irrfahrten
der Bounty gelesen?
Ich nicht.
Auch die Filme über die
Meuterei habe ich nicht gesehen. Der 1933 mit Errol Flynn und John Warwick
gedrehte Film «In the Wake oft he Bounty» lief nur wenige Wochen in
australischen Kinos. Die amerikanische Filmgesellschaft MGM kaufte ihn nämlich kurzerhand
auf, um ihn sogleich vom Markt zu nehmen. Mit dieser Aktion wollte man die eigene
Produktion «Mutinity on the Bounty» mit Clark Gable und Charles Laughton
schützen. Dieser Film kam 1935 in die Kinos. Da ich zu dieser Zeit noch nicht
geboren war, bekam ich ihn auch nicht zu sehen.
1962 kam eine Produktion
mit Marlon Brando und Trevor Howard in unsere Kinos. Der Einfachheit halber
nannte man den Film ebenfalls «Mutinity on the Bounty» – Meuterei auf der
Bounty. Zu jenen mittelalterlichen Zeiten, ich war gerade mal elf Jahre alt,
durfte man solche Filme erst ab 16 sehen. Schon wieder Pech gehabt!
Erst im Jahre 1984
setzten dann Mel Gibson als Fletcher Christian und Anthony Hopkins als Captain
Bligh wieder die Segel. Die Bounty war zurück. Und ich hatte kapiert, dass
Christian nicht nur ein Vorname, sondern auch ein Familienname sein kann.