Freitag, Januar 17, 2020

Yap 24 Blau

Text aus dem Buch "das keinen Namen trägt" ....


«Heute blau und morgen blau, und übermorgen wieder!», lautet der Refrain eines alten deutschen Trinkliedes. Das «Blau» jedoch bekommt in Polynesien eine völlig andere Bedeutung. Wissen Sie, wie viele Blautöne es gibt?

Harald Schendera hat auf seinem Blog «Mitternachtsblau» deren 272 aufgelistet. Während ich an diesem Text werkle, fällt mein Blick auf die Lagune von Moorea und ich bin sicher, dass es noch wesentlich mehr Blautöne gibt.

Wenn ich mich durch Reiseführer und Reiseblogs wühle, dann frage ich mich manchmal, ob die Verfasser wirklich hier waren, oder ihre frisch-fröhlichen Texte nicht irgendwo abgekupfert haben. Ist es nicht ein plagiarius, ein Dieb geistigen Eigentums, ein Plagöri eben, oder ein Seelenverkäufer und Menschenräuber, wie man das lateinische Wort auch übersetzen kann, der sich solche Sätze zu eigen macht? Ist ein Plagiat immer noch ein Plagiat, wenn es zum dritten Mal verwendet wird, dazu noch verfälscht und abgeändert wurde?

Doch solche Gedankenspiele kümmern mich im Moment wenig. Ich sitze am Strand, blicke auf die Lagune und höre das ferne Donnern, der sich am Saumriff brechenden Wellen. Der Gott der Farben hat tüchtig in seinen Kübeln gerührt und das Ganze mit blauer Farbe übergossen. Dann hat er sich ausgeruht, die Wolken vertrieben und die Insel mit Sonnenstrahlen überzogen. Eine Art Schöpfungsgeschichte, täglich neu inszeniert. Dem insularen Wettergott ist es völlig egal, dass Regenzeit angesagt ist. Das Klima könnte nicht besser sein, mit dem Regen experimentiert er vorwiegend nachts.

Nur mit dem Donnermacher hatte sich der Wettergott vor einigen Tagen angelegt. Dieser fühlte sich wohl übergangen und veranstaltete zwischen den Spitzen des Mont Tohivea und des Mont Tautuapae ein gewaltiges Donnerwetter. Hinter unserem Bungalow schien der Himmel zu explodieren, die Palmen verneigten sich angstvoll, die Brotfruchtbäume wankten bedrohlich. Es regnete nicht, es schüttete aus vollen Kübeln; während zehn Minuten.

Denn bereits am frühen Morgen des nächsten Tages hatten sich Wettergott und Donnermacher auf einen Kompromiss geeinigt: Man verzog sich zusammen in die Berge und legte sich schlafen.

 

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