«Heute blau und morgen blau, und übermorgen wieder!», lautet der Refrain
eines alten deutschen Trinkliedes. Das «Blau» jedoch bekommt in Polynesien eine
völlig andere Bedeutung. Wissen Sie, wie viele Blautöne es gibt?
Harald Schendera hat auf seinem Blog «Mitternachtsblau» deren 272 aufgelistet. Während ich an diesem Text werkle, fällt mein Blick auf die Lagune von Moorea und ich bin sicher, dass es noch wesentlich mehr Blautöne gibt.
Wenn ich mich durch Reiseführer und Reiseblogs wühle, dann frage ich mich manchmal, ob die Verfasser wirklich hier waren, oder ihre frisch-fröhlichen Texte nicht irgendwo abgekupfert haben. Ist es nicht ein plagiarius, ein Dieb geistigen Eigentums, ein Plagöri eben, oder ein Seelenverkäufer und Menschenräuber, wie man das lateinische Wort auch übersetzen kann, der sich solche Sätze zu eigen macht? Ist ein Plagiat immer noch ein Plagiat, wenn es zum dritten Mal verwendet wird, dazu noch verfälscht und abgeändert wurde?
Doch solche Gedankenspiele kümmern mich im Moment wenig.
Ich sitze am Strand, blicke auf die Lagune und höre das ferne Donnern, der sich
am Saumriff brechenden Wellen. Der Gott der Farben hat tüchtig in seinen Kübeln
gerührt und das Ganze mit blauer Farbe übergossen. Dann hat er sich ausgeruht,
die Wolken vertrieben und die Insel mit Sonnenstrahlen überzogen. Eine Art
Schöpfungsgeschichte, täglich neu inszeniert. Dem insularen Wettergott ist es
völlig egal, dass Regenzeit angesagt ist. Das Klima könnte nicht besser sein,
mit dem Regen experimentiert er vorwiegend nachts.
Nur mit dem Donnermacher hatte sich der Wettergott
vor einigen Tagen angelegt. Dieser fühlte sich wohl übergangen und
veranstaltete zwischen den Spitzen des Mont Tohivea und des Mont Tautuapae ein
gewaltiges Donnerwetter. Hinter unserem Bungalow schien der Himmel zu
explodieren, die Palmen verneigten sich angstvoll, die Brotfruchtbäume wankten
bedrohlich. Es regnete nicht, es schüttete aus vollen Kübeln; während zehn
Minuten.
Denn bereits am frühen Morgen des nächsten Tages
hatten sich Wettergott und Donnermacher auf einen Kompromiss geeinigt: Man
verzog sich zusammen in die Berge und legte sich schlafen.
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