Sonntag, April 21, 2019

Der Pazifik 2/3



Der Pazifik ist enorm, vielschichtig, vielseitig, und immer im Gegensatz. Es scheint keine Limiten zu geben. Oder eher: Für jeden Reisenden sind die Limiten unterschiedlich.
Für die einen ist der Pazifik nicht grösser als ein kleines Dorf, eine Sandbank, ein Riff. Für einige wenige, darunter Ozeanographen, kennt der Pazifik keine Grenzen.


 Ihr Pazifik liegt zwischen der Beringstrasse und den eisigen Klippen der Antarktis.
Meine nördlichen Grenzen – dort wo der Pazifik raucht – ist die Stelle wo der warme Pazifik endet, dort wo der klare Norden beginnt. Es ist ein Ort der stillen Schlachten. Vom Philippinengraben und vom Tonga-Graben im Südwesten, vom extrem salzhaltigen Wasser rund um den Äquator, fliessen unglaubliche Mengen von Wasser langsam in den Norden.
Die Wassermasse nimmt zu, wird schneller und vermischt sich im Kuroshio-Strom. Der Kuroshio-Strom ist an seiner mächtigsten Stelle grösser als einhundert Mississippis. Die Wasser sind nicht mehr blau, sondern schwarz. Sie fliessen mit einer konstanten Geschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde nordwärts, um irgendwann auf die eisigkalten Wassermassen aus dem Norden zu treffen.
Eine lautlose Lawine, unvorstellbar gigantisch, unhaltbar, unzerstörbar.


Eine beinahe kosmische Schlacht beginnt, nicht zwischen Gut und Böse, aber zwischen Warm und Kalt
Vielleicht meint man die rollenden Bewegungen zu spüren, Widerstände zu fühlen, den Druck. Das einzig sichtbare Zeichen dieser Schlacht sind Säulen, Säulen aus kondensiertem Dampf.
Meist ist die Schlacht geräuschlos, nur manchmal wird die Stille vom Todeskampf der Fische unterbrochen. Wenn die riesigen Schwärme aus dem warmen Kuroshio-Strom auf das kalte, doch ungemein planktonreiche Wasser aus dem Norden treffen, hört die Jagd nicht mehr auf. Man hört das Schnappen, die Geräusche der Angreifer. Manchmal ist die Oberfläche übersät mit Fischleibern, mit Blut.

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