Der grosse, römische Feldherr
Lukullus, den guten Dingen des Lebens nicht abgeneigt, hätte sich wohl kaum im
Ulithi-Atoll oder auf einer anderen Insel inmitten des Pazifik niedergelassen.
Ausser Fisch und Meeresfrüchten, die es in Hülle und Fülle gibt, ist die
Auswahl an Hauptgängen eher eingeschränkt. Als Beilagen isst man Brotfrucht,
Süsskartoffeln und Reis, manchmal angereichert mit Taro und Wasserspinat aus
dem Gemüsegarten. Hat nicht mal wieder ein Taifun die Bäume umgelegt, wird die
Diät mit Kokosnüssen, Papayas und Bananen abgerundet.
Stehen grössere Festivitäten an, dazu
gehören Hochzeiten und Beerdigungen, aber auch ein längerer Aufenthalt im
Ausland, muss ein Schwein her. Inselschweine geniessen, gegenüber ihren
eingepferchten Artgenossen auf dem Festland, ein beinahe glückliches Leben.
Aber eben nur beinahe. Da sie die Wurzeln der Taro-Pflanzen genauso schätzen
wie die Menschen, kommt man sich in die Quere. Wer schon einmal gesehen hat,
wie ein Maisfeld nach dem Besuch einer Herde Wildschweine ausgesehen hat, der
kann sich vorstellen, wie ein Tarofeld nach dem Besuch einer Familie
Hausschweine aussieht: Alles umgegraben! Deshalb werden die Schweine auf den
Inseln an Stricken zwischen Bäumen angebunden, ihr Auslauf ist begrenzt.
Nur die Jüngsten unter ihnen haben,
solange sie noch säugen, freien Auslauf. Und genau so eine kleine Sau ist es,
die sich an meiner Hängematte zu schaffen macht. In ihrem Gefolge sind noch acht
weitere kleine Schweinchen; ein überaus herziger Anblick! Auch für Apollonia,
unsere einheimische Freundin. Apollonia heisst übrigens nicht Apollonia, auch
die Namen der meisten Inseln sind geändert. Die Menschen wollen ihre Namen
nicht im Internet lesen.
Nun, Apollonia ist genauso entzückt
vom Anblick des Säuleins wie wir und seufzt: „Wie gerne würde ich doch wieder
einmal Schweinebraten essen!“ Meine Frau blickt mich an, ich blicke zurück und
schon sind wir stolze Besitzer eines Schweins. Wir übergeben es feierlich Apollonia!
Wie aber sollte sie das Schwein von der Insel Ik nach Falalop und von dort nach
Yap transportieren?
«Kein Problem. Ich habe eine alte
Bananenschachtel, da mach ich ein paar grosse Löcher rein. Somit hat das
Schwein genug Luft. Nach Falalop fährt es in meinem Kanu mit, anschliessend
reist es im Flugzeug nach Yap.»
Ob es nicht günstiger sei, das Tier
mit der Fähre zu transportieren, frage ich sie.
«Nein, ich packe den kleinen Quicker
in meine Handtasche. Auf diese Weise reist er als Handgepäck. Auf der Fähre
hätte es mich zehn Dollar gekostet.»
Nein, diesen Schweinebraten würden
Sie und ich nicht mögen. Die Tiere erhalten keine Resten aus den Küchen, diese
isst man lieber selbst. Die Schweine werden mit Kopra, dem getrockneten und
äusserst fetthaltigen Fleisch der Kokosnuss gefüttert. Das Fleisch bekommt
dadurch einen unangenehm süsslichen Geschmack.
Wird ein Schein geschlachtet,
interessiert das übrigens kein Schwein. Geschlachtet wird hinter der Hütte,
ganz ohne Kantonstierarzt, Zuschauer, Kameras und veganen Gutmenschen.
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