Dienstag, April 16, 2019

Raivavae




Herzlicher Empfang in Raivavae

Neben Missionaren und Walfängern sorgte eine dritte Gruppe für Aufsehen im Pazifik: die Blackbirder. Sklavenhändler der übelsten Sorte. Sie waren unterwegs, um Menschenmaterial für chilenische und peruanische Minen einzusammeln. Die Masche war immer die Gleiche: Man lud die männliche, arbeitsfähige Bevölkerung zu einem Umtrunk auf das Schiff ein. Waren alle besoffen, fesselte man sie, warf sie ins unterste Deck und lichtete den Anker.
Als 1862 ein seltsames Schiff vor Raivavae auftauchte, zog sich die Bevölkerung vorsichtshalber in die Hügel zurück, die Blackbirder mussten unverrichteter Dinge abziehen. Die Insulaner aber beschlossen, Schiff und Mannschaft zu kapern. Eine Gruppe von Kriegern schlich sich an Bord und schloss den Kapitän in seiner Kammer ein. Die Mannschaft ergab sich ohne Widerstand.

Auch Abenteurer auf der Suche nach Sandelholz fielen über die Insel her. Das aus dem Holz gewonnene ätherische Sandelholzöl wirkt krampflösend, antibakteriell und antiviral gegen Herpesviren. Aus dem rötlichen Kernholz gewonnenes ätherisches Öl spielt eine wichtige Rolle in der Parfumindustrie. Das Holz wird fein zerkleinert, bevor aus ihm mithilfe von Wasserdampfdestillation das ätherische Öl gewonnen wird.
Der lächelnde Tiki
Das dabei zusätzlich entstehende Sandelholzwasser macht die männliche Duftnote in vielen Parfums aus (Dr. Hauschka, Pflanzenlektion). Raivavae gehört zu den wenigen polynesischen Inseln auf denen Tikis, teils monumentale Steinstatuen, errichtet wurden. Einen davon fanden wir in der Nähe des Dorfes Mahanatoa. Etwas versteckt hinter einem Hühnerhof, thront der «Götterknabe» neben einem Marae, einem alten Kultplatz. Es wird erzählt, dass es sich um den einzigen erhaltenen lächelnden Tiki handelt. Alle andern wurden von Missionaren zerhackt oder von Forschungsreisenden in Museen versteckt.

Sandelholzbäume gibt es kaum mehr zu sehen, dafür umso mehr Blumen. Die ganze Bevölkerung begrüsst uns auf dem Dorfplatz. Man hat sich herausgeputzt, die Damen tragen üppigen Blumenschmuck, sogar ein alter Pickup wurde damit bekränzt. Ein gewaltiges Buffet wurde aufgebaut, lokale Speisen werden zur Degustation angeboten. Nicht alles scheint verwestlichten Mägen zuträglich zu sein. Trotzdem muss man einfach zugreifen! Auch wenn man anschliessend feststellen sollte, dass eine Bratwurst besser schmeckt als die mit Krevetten gefüllten Hühnerbeine: Probieren geht über Studieren.



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