Herzlicher Empfang in Raivavae |
Neben Missionaren und Walfängern sorgte eine dritte Gruppe für
Aufsehen im Pazifik: die Blackbirder. Sklavenhändler
der übelsten Sorte. Sie waren unterwegs, um Menschenmaterial für chilenische
und peruanische Minen einzusammeln. Die Masche war immer die Gleiche: Man lud
die männliche, arbeitsfähige Bevölkerung zu einem Umtrunk auf das Schiff ein.
Waren alle besoffen, fesselte man sie, warf sie ins unterste Deck und lichtete
den Anker.
Als 1862 ein seltsames Schiff vor Raivavae auftauchte, zog
sich die Bevölkerung vorsichtshalber in die Hügel zurück, die Blackbirder mussten unverrichteter Dinge
abziehen. Die Insulaner aber beschlossen, Schiff und Mannschaft zu kapern. Eine
Gruppe von Kriegern schlich sich an Bord und schloss den Kapitän in seiner
Kammer ein. Die Mannschaft ergab sich ohne Widerstand.
Auch Abenteurer auf der Suche nach Sandelholz fielen über die
Insel her. Das aus dem Holz gewonnene ätherische Sandelholzöl wirkt
krampflösend, antibakteriell und antiviral gegen Herpesviren. Aus dem rötlichen
Kernholz gewonnenes ätherisches Öl spielt eine wichtige Rolle in der
Parfumindustrie. Das Holz wird fein zerkleinert, bevor aus ihm mithilfe von Wasserdampfdestillation
das ätherische Öl gewonnen wird.
Der lächelnde Tiki |
Das dabei zusätzlich entstehende Sandelholzwasser macht die
männliche Duftnote in vielen Parfums aus (Dr. Hauschka, Pflanzenlektion). Raivavae gehört zu den wenigen polynesischen Inseln auf denen
Tikis, teils monumentale Steinstatuen,
errichtet wurden. Einen davon fanden wir in der Nähe des Dorfes Mahanatoa.
Etwas versteckt hinter einem Hühnerhof, thront der «Götterknabe» neben einem Marae, einem alten Kultplatz. Es wird
erzählt, dass es sich um den einzigen erhaltenen lächelnden Tiki handelt. Alle
andern wurden von Missionaren zerhackt oder von Forschungsreisenden in Museen
versteckt.
Sandelholzbäume gibt es kaum mehr zu sehen, dafür umso mehr
Blumen. Die ganze Bevölkerung begrüsst uns auf dem Dorfplatz. Man hat sich
herausgeputzt, die Damen tragen üppigen Blumenschmuck, sogar ein alter Pickup
wurde damit bekränzt. Ein gewaltiges Buffet wurde aufgebaut, lokale Speisen
werden zur Degustation angeboten. Nicht alles scheint verwestlichten Mägen
zuträglich zu sein. Trotzdem muss man einfach zugreifen! Auch wenn man
anschliessend feststellen sollte, dass eine Bratwurst besser schmeckt als die
mit Krevetten gefüllten Hühnerbeine: Probieren geht über Studieren.
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