Dienstag, Februar 04, 2020

Auf Spurensuche im Pazifik 4


(Fortsetzung)

An Bord befanden sich, neben Captain William Bligh und dem Hollywood-Meuterer Marlon Brando, alias Fletcher Christian, über vierzig Mann. Neben der seemännischen Besatzung waren darunter zwei Gärtner, zwei Zimmerleute, ein Schreiber, zwei Diener, ein Kellner, ein Koch, ein Küfer, zwei Ärzte, ein Metzger und ein Segelmacher.
Auf der Reise nach Tahiti starb ein Matrose an Skorbut. Dieser hatte offensichtlich zu wenig Sauerkraut gegessen und damit nicht genügend Vitamin C aufgenommen.
Ein Arzt soll an Alkoholvergiftung gestorben sein. Nicht verwunderlich: Auf den Schiffen wurde früher gesoffen, was das Zeugs hielt. Und da es sich bei der Tranksame weder um einen erstklassigen Scotch noch um einen sortenreinen Kirsch handelte, waren Leberzirrhosen und Wandernieren vorprogrammiert. Winston Churchill sollte später sagen, in jenen Zeiten sei das Leben auf den Schiffen der Royal Navy von Rum und Peitsche geprägt gewesen.

Drei Mann in einem Bett

Mit 45 Menschen auf einem Schiff von 28 Metern Länge waren Streitereien auf der Bounty alltäglich. Man schlief in Schichten: Drei Mann teilten sich ein Bett. Das Essen wurde mit jedem Tag an Bord schlechter. Die Vorräte an frischen Lebensmitteln waren längst aufgegessen. Manch ein Seemann soll sein Lederzeug ausgekocht haben, nur um wieder einmal etwas zum Knabbern zwischen den Zähnen zu haben.

Die Bounty ankerte am 26. Oktober 1788, nach zehn Monaten Fahrt, in der Bucht von Matavai in Tahiti. Matavai liegt in der Nähe der heutigen Stadt Papeete. Und die Insel Tahiti hiess noch nicht Tahiti, sondern Otaheite.

Ich bezweifle auch, dass das Schiff in dieser Zeit, wie berichtet, 28’086 Meilen zurückgelegt haben soll. Das wären dann 52'000 Kilometer gewesen. Allerdings gab es zu jener Zeit in Europa sechzig Definitionen für eine Meile.

Wir erreichten Tahiti 230 Jahre später mit dem Flugzeug in nur wenigen Tagen. Die Luftlinie von Basel nach Papeete beträgt 16'000 Kilometer.

Noch allerdings sind wir nicht in der Südsee angekommen. Im nächsten Teil der Reportage erfahren Sie mehr über unsere Spurensuche im Pazifik.




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