Gefährliche
Inseln
Sissach │Auf Spurensuche
im Pazifik
Teil 3: Anaa Island,
Tuamotu Atoll
Endlich sind wir an Bord unseres Dampfers angekommen. Auf unserer Reise
nach Pitcairn schippern wir die nächsten Tage durch den Tuamotu-Archipel und
besuchen die Inseln Anaa und Amanu.
Hanspeter Gsell
Natürlich ist unser Dampfer, die MS ARANUI V, kein alter, rauchender
«Steamer», sondern ein modernes Schiff, eine Mischung aus Frachter und
Passagierschiff.
Die vordere Hälfte wird mit Fracht für die Inseln
beladen, die hintere Hälfte ist für die Passagiere reserviert. Darunter nicht
nur Inselsammler wie wir, sondern eine bunte Palette von Reisenden aus der
ganzen Welt. Das Schiff ist auch das einzige bezahlbare Transportmittel
zwischen den Inseln. Und so beobachtet man immer wieder, wie Einheimische
unterwegs zusteigen, vielleicht um ihre Waren auf dem Markt in Papeete zu
verkaufen. Schüler fahren zum Schulunterricht auf die nächste Insel, Kranke suchen
Hilfe im Spital von Papeete. Immer im Gepäck dabei sind Ukuleles, Gitarren und
Trommeln aller Art.
Gebaut wurde die ARANUI 5 in China, nach Plänen der Eigner-Familie Wong
aus Tahiti. Mit Romina Wong, eine der Verantwortlichen der Reederei, haben wir
gestern zusammengesessen. Wir haben sie bereits auf einer früheren Reise mit
der ARANUI 3, zu den Marquesas-Inseln kennengelernt. Eine ARANUI 4 gabs übrigens
nie. In der chinesischen Zahlenmystik bringt die Zahl «Vier» Unglück.
Nach dem Abendessen langte die Band tüchtig in die
Saiten. Keine philippinischen Gitarren-Zupfer oder Disketten-Schieber waren es,
die uns einheizen sollten. Es war die Mannschaft der ARANUI, die ihren Auftritt
hatte.
Der Maschinist kam im blauen Überzieher, der Matrose
in seiner Uniform und der Koch hatte immer noch die Mütze auf, als er sich in
eine Ecke setzte. Zusammen zupften sie Ukuleles und Gitarren, bearbeiteten
rhythmisch die mitgebrachten Schlitz- und Röhrentrommeln und sangen dazu mehrstimmig
mit Herz und noch mehr Seele. Viel brauchte es nicht, um die Stimmung
anzuheizen – die Lufttemperatur lag deutlich über 30 Grad.
Die Gäste an Bord stammen aus der ganzen Welt. Mehrheitlich wird
englisch und französisch gesprochen, die Gruppe der Deutschsprechenden ist
klein. Gottseidank. Ich bin ja nicht nach Polynesien gefahren, um mit meinen
Nachbarn über Rösti, Raffeln und Schmelzkäse zu parlieren.
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