Insel Anaa, Tuamotu-Atoll
Gestern haben wir pünktlich in Papeete abgelegt. Papeete ist gleichzeitig
Hauptstadt Tahitis und des französischen Überseegebietes Französisch-Polynesien.
Nach knapp 400 km erreichen wir am Morgen des 22. März die Insel Anaa.
Sie wird geografisch dem Tuamotu-Atoll zugerechnet. Moorea und Tahiti hingegen gehören
zur Gruppe der Gesellschaftsinseln. Auf unserm Weg nach Pitcairn werden wir
auch die Gambier- und die Austral-Inseln besuchen. Den Marquesas-Archipel haben
wir bereits vor einigen Jahren bereist.
Sollten Sie eben mit Ihrem SUV unterwegs sein: Hier die Koordinaten für
Anaa: 17 Grad Süd, 147 Grad Ost.
Das Schiff treibt vor Tukuhora, dem Hauptort der Insel Anaa. Man zählt
zurzeit gerademal 480 Einwohner, früher sollen es einige Tausend gewesen sein.
«Früher», das bedeutet hier: vor 1983.
Der Pazifik wurde schon immer von Zyklonen
heimgesucht. Das Jahr 1983 aber wurde zur Katastrophe für die schutzlosen,
kleinen Inselwelten Polynesiens. Ganze Eilande sind im Meer verschwunden,
wurden weggeschwemmt von gewaltigen Fluten, weggeblasen von ungeheuren
Windmassen. Auch die Insel Anaa war wochenlang von der Aussenwelt
abgeschnitten. Das Dorf Tukuhora hatte aufgehört zu existieren. Das einzige
Haus, das den Zyklon Orama einigermassen unbeschadet überstanden hat -
und den Menschen während langer Zeit als Dach über dem Kopf diente - war die
katholische St.Joseph-Kirche. Somit muss ich meine Meinung zur Kirche tatsächlich
revidieren: Es gab Fälle, bei denen sie Menschen «gerettet» hat.
Nach Anaa kommt man aus Tahiti wöchentlich mit dem
Flugzeug. Versorgt werden die Inseln per Schiff.
Es gibt den Orkan, den Hurrikan, den Taifun, Blizzards, Tornados, Wind-
und Wasserhosen. Je nach Weltgegend und Ausmass nennt man es anders, wenn einem
ein Sturm die Haare zerzaust.
Klar haben wir alle schon mal einen Sturm erlebt.
Im Vergleich zu ihren tropischen Vettern war dieser wohl eher ein Sturm im
Wasserglas. Wenn die äquatorialen Wettergötter mal so richtig schlecht gelaunt
sind, dann ist die Hölle los! Bei Windstärken von weit über 200 km/h und
Spitzen von bis zu 300 km/h fliegt buchstäblich alles davon.
Solche Super-Taifune sind keineswegs selten. Eher
selten brechen sie über bewohnte Gebiete herein. Sollte es trotzdem passieren,
sind die Folgen verheerend. Keine Palme steht mehr, Hütten und Häuser lösen
sich in ihre Bestandteile auf und landen nach Hunderten von Kilometern irgendwo
im Meer. Noch gefährlicher als der Wind an sich, sind umherfliegende Kokosnüsse
und Wellblechdächer. Die Nüsse werden zu fliegenden Kanonenkugeln, die Dächer
zu messerscharfen Wurfmessern, die eine Palme mühelos durchsäbeln können. Die
brüllenden Winde überdecken locker den Lärm eines startenden Jumbojets.
Zum Albtraum werden die Taifune auf flachen Inseln.
Das Land wird völlig überflutet und alles, was nicht fest verankert ist,
verschwindet für immer im Meer.
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