Samstag, Februar 15, 2020

Auf Spurensuche im Pazifik 10


Insel Anaa, Tuamotu-Atoll


Gestern haben wir pünktlich in Papeete abgelegt. Papeete ist gleichzeitig Hauptstadt Tahitis und des französischen Überseegebietes Französisch-Polynesien.

Nach knapp 400 km erreichen wir am Morgen des 22. März die Insel Anaa. Sie wird geografisch dem Tuamotu-Atoll zugerechnet. Moorea und Tahiti hingegen gehören zur Gruppe der Gesellschaftsinseln. Auf unserm Weg nach Pitcairn werden wir auch die Gambier- und die Austral-Inseln besuchen. Den Marquesas-Archipel haben wir bereits vor einigen Jahren bereist.

Sollten Sie eben mit Ihrem SUV unterwegs sein: Hier die Koordinaten für Anaa: 17 Grad Süd, 147 Grad Ost.

Das Schiff treibt vor Tukuhora, dem Hauptort der Insel Anaa. Man zählt zurzeit gerademal 480 Einwohner, früher sollen es einige Tausend gewesen sein. «Früher», das bedeutet hier: vor 1983.
Der Pazifik wurde schon immer von Zyklonen heimgesucht. Das Jahr 1983 aber wurde zur Katastrophe für die schutzlosen, kleinen Inselwelten Polynesiens. Ganze Eilande sind im Meer verschwunden, wurden weggeschwemmt von gewaltigen Fluten, weggeblasen von ungeheuren Windmassen. Auch die Insel Anaa war wochenlang von der Aussenwelt abgeschnitten. Das Dorf Tukuhora hatte aufgehört zu existieren. Das einzige Haus, das den Zyklon Orama einigermassen unbeschadet überstanden hat - und den Menschen während langer Zeit als Dach über dem Kopf diente - war die katholische St.Joseph-Kirche. Somit muss ich meine Meinung zur Kirche tatsächlich revidieren: Es gab Fälle, bei denen sie Menschen «gerettet» hat.
Nach Anaa kommt man aus Tahiti wöchentlich mit dem Flugzeug. Versorgt werden die Inseln per Schiff.

Es gibt den Orkan, den Hurrikan, den Taifun, Blizzards, Tornados, Wind- und Wasserhosen. Je nach Weltgegend und Ausmass nennt man es anders, wenn einem ein Sturm die Haare zerzaust.
Klar haben wir alle schon mal einen Sturm erlebt. Im Vergleich zu ihren tropischen Vettern war dieser wohl eher ein Sturm im Wasserglas. Wenn die äquatorialen Wettergötter mal so richtig schlecht gelaunt sind, dann ist die Hölle los! Bei Windstärken von weit über 200 km/h und Spitzen von bis zu 300 km/h fliegt buchstäblich alles davon.
Solche Super-Taifune sind keineswegs selten. Eher selten brechen sie über bewohnte Gebiete herein. Sollte es trotzdem passieren, sind die Folgen verheerend. Keine Palme steht mehr, Hütten und Häuser lösen sich in ihre Bestandteile auf und landen nach Hunderten von Kilometern irgendwo im Meer. Noch gefährlicher als der Wind an sich, sind umherfliegende Kokosnüsse und Wellblechdächer. Die Nüsse werden zu fliegenden Kanonenkugeln, die Dächer zu messerscharfen Wurfmessern, die eine Palme mühelos durchsäbeln können. Die brüllenden Winde überdecken locker den Lärm eines startenden Jumbojets.
Zum Albtraum werden die Taifune auf flachen Inseln. Das Land wird völlig überflutet und alles, was nicht fest verankert ist, verschwindet für immer im Meer.

 

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