Gefährliche Inseln
Anaa war in alten Zeiten ein gefürchtetes Räubernest. Die Tuamotus, das
Tuamotu-Atoll, war nie ein gemütlicher Ort. Wegen ihrer vielen Untiefen und
unbefahrbaren Riffpassagen, nannte man sie auch Dangerous Islands die gefährlichen
Inseln. Sollten deren Bewohner gerade wieder Hunger gelitten haben, sollen sie einzelne
Besucher, die es bis zu ihnen geschafft haben, auch mal in den Kochtopf
gesteckt haben.
Im 19. Jahrhundert waren es amerikanische Mormonen, später französische
Katholiken, die den Bewohnern die seltsamen Tischsitten ausgetrieben haben. Als
sie dies mehr oder weniger erfolgreich erledigt und den – nur scheinbar
gottlosen – Ureinwohnern den Weg zur Erleuchtung gewiesen hatten, kam es
zwischen den rivalisierenden Missionaren zu schweren Ausschreitungen. Sie
prügelten sich derart, dass die französische Armee eingreifen musste.
Es braucht einiges an Fantasie, sich die prügelnden
Gottesmänner vorzustellen. Wie sich die Mormonen, mit Keulen bewaffnet, hinter Kokospalmen
versteckt halten, auf die Zeugen Jehovas warten, die ihrerseits, Bibel werfend,
gegen den Strand vorrücken. Dort aber hatten die französischen Pfarrer bereits
die Guillotinen aufgestellt …
Wer heute in Anaa ankommt, findet einen friedlichen Ort mit freundlichen
Menschen. Die Dorflehrerin führt uns über das Inselchen, und präsentiert,
zusammen mit einer Schar Kinder ihr kleines Naturschutzprojekt. Jedes Jahr wird
ein Fisch zum «Tier des Jahres» gewählt. Während dieser Zeit dürfen diese in
einem definierten Gebiet nicht gefangen werden. Das grösste Problem der Kinder
sei es, diese Verbote auch den fischenden Vätern beizubringen.
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