Vor 230 Jahren kam es auf
der HMVA Bounty zu einer verhängnis-vollen Meuterei. Diese Reportage berichtet
von unserer Reise zu den Nachfahren der Meuterer, die heute noch auf der Insel
Pitcairn im Pazifik leben. Die Reise fand im Frühjahr 2019 statt.
Harald macht blau
Sissach │Auf Spurensuche
im Pazifik
Teil 2: Tahiti und Moorea
Donnermacher
Nur mit dem Donnermacher hatte sich der Wettergott vor einigen Tagen
angelegt. Dieser fühlte sich wohl übergangen und veranstaltete zwischen den
Spitzen des Mont Tohivea und des Mont Tautuapae ein gewaltiges Donnerwetter.
Hinter unserem Bungalow schien der Himmel zu explodieren, die Palmen verneigten
sich angstvoll, die Brotfruchtbäume wankten bedrohlich. Es regnete nicht, es
schüttete aus vollen Kübeln; während zehn Minuten.
Denn bereits am frühen Morgen des nächsten Tages hatten sich Wettergott
und Donnermacher auf einen Kompromiss geeinigt: Man verzog sich zusammen in die
Berge und legte sich schlafen.
Am Strand versucht ein Hund, Krabben zu fangen. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten, so die Besitzerin, lässt sich dieser nicht mehr in die Nase
beissen und ist manchmal sogar erfolgreich bei seiner Jagd.
Auf einer Mauer hat sich eine Katze breit gemacht:
Eine Hinterpfote sowie den Schwanz lässt sie auf einer Seite des Mäuerchens hinunterhängen,
eine Vorderpfote dient als sanfte Unterlage für den Kopf. Ob sie wohl träumt? Die
vorbeihuschenden Mäuse interessieren sie nicht. Die kleinen, farbigen Vögel im
benachbarten Strauch tanzen einen Tango vor ihrer Nase.
Ähnlich unbeeindruckt geben sich die Haie vor
unserer Hütte. Weiss- und Schwarzspitzenhaie durchqueren die Lagune. Die
Flossen lugen dabei neckisch aus dem flachen Wasser, die Szene erinnert mich an
eine alte Karikatur. Unter dem Jetty, dem Bootssteg, haben sich einige
Ammenhaie zur Ruhe gelegt. Darunter befinden sich durchaus auch grosse,
stattliche Exemplare. Ich gehe davon aus, dass man schlafende Haie nicht wecken
sollte.
Über dem Wasser hat sich ein Bouquet aus Iod, Algen
und getrocknetem Salz wie unter einer Käseglocke gefangen, es vermischt sich mit
dem Geruch der Uferzone. Es riecht nach Vegetation, nach tropischen Pflanzen,
Muscheln, Krabben und Seegras.
Viele Inseln haben ihre ureigenen Duftmarken
hinterlassen. So gab es früher Seeleute, die einzelne Inseln mit Hilfe ihrer
Nase riechen und so bestimmen konnten. Dazu gehörte auch Tahiti, genauer gesagt
die Meeresenge zwischen Moorea und Tahiti. Zu gewissen Tageszeiten, wenn die
Fallwinde durch die Täler Mooreas zum Meer drängten, vermischten sie sich mit
dem reichen und überwältigenden Geruch von Vanille.
Im nächsten Teil der Reportage geht’s wieder zurück nach Papeete, am
Donnerstag werden wir unsern Dampfer nach Pitcairn besteigen.
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