Mittwoch, Januar 17, 2018

Von einbeinigen Lakaien (Volksstimme Januar 2018)

Bald schon werden die Reisekataloge in den Briefkästen liegen. Zeit also, sich einige Gedanken über die nächste Reise zu machen. Zum Beispiel über diese:

Sie warten im Terminal 1 bis Sie einchecken können. Ungemütlich und nervös sitzen Sie auf drei Koffern. Nervös auch deshalb, weil Sie dringend die Toilette aufsuchen sollten. Das Gepäck jedoch dürfen Sie unter keinen Umständen unbeaufsichtigt stehen lassen! Nervöse Sicherheitsbeamte könnten es kurzerhand in den Bombenkeller bringen um es dort zu sprengen …

 


Vielleicht finden Sie einen Mitreisenden, der kurz auf Ihr Gepäck aufpasst? Da wäre ich nicht so sicher! ICH würde in keinem Fall auf IHR Gepäck aufpassen! Denn es könnte sein, dass – kaum sind Sie weg – eine Polizeistreife mit Drogenhund vorbeikommt. Und das liebe Hundchen wird den «schwarzen Afghanen» bereits von weitem erschnüffeln. So. Und jetzt erklären wir den böse dreinblickenden Polizisten, dem Untersuchungsrichter, den Geschworenen, dem Gerichtspräsidenten und dem Scharfrichter wem die Koffer gehören.

Es wird Ihnen deshalb nichts anderes übrigbleiben, als die drei Koffer mit in die Toilette zu nehmen. Vielleicht schaffen Sie es sogar, allerdings liegt die Schüssel jetzt genau unter ihrem Gepäck. Stapeln Sie deshalb die Koffer VOR der Schüssel, steigen Sie darauf und gehen Sie in Stellung. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, das Ziel zu treffen.
Aber aufgepasst! Sie stehen jetzt auf drei Koffern, erblicken in der Nachbarskabine einen Drogenschmuggler, der damit beschäftigt ist, den bereits erwähnten «Afghanen» umzupacken. Und schon wieder sitzen Sie in der Patsche! Weil Sie diesen Drogenschmuggler nämlich kennen. Aus dem Kegelklub. Und schon wieder hocken Sie in der buchstäblichen «Sie-wissen-schon-was-ich-meine».

Sie haben sich also entschlossen nicht alleine, sondern in Begleitung zu reisen? Eine sicherlich wunderbare Idee. Wenn Sie denn einen geeigneten Reisepartner finden.
Sollten Sie über ein fettes Budget verfügen, können Sie sich einen Reisesklaven mieten. Der wird dann die Reise nach Ihren Wünschen zusammenstellen, Flugtickets und Hotels buchen und auch die Tische in den besten Restaurants dieser Welt reservieren.
Gewiefte Engländer buchen sich einen einbeinigen Lakaien. Denn, so Desmond aus London: «Mit einem Invalidenausweis kommt man viel schneller durch die Kontrollen.»
Als Russe werden Sie natürlich keinen Diener, sondern einen Bodyguard anheuern. Bringen Sie ihm frühzeitig Manieren bei und kaufen Sie ihm Hosen. Sonst wird dieser Trampel garantiert im Jogginganzug am Flughafen stehen.

Da Sie möglicherweise weder einen Butler noch einen Leibwächter dabeihaben werden, müssen Sie sich für die schlimmste aller Reiseformen entscheiden: für die Gruppenreise. Wir haben’s getan. Wie es uns dabei ergangen ist, erfahren Sie demnächst an dieser Stelle.

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