Vom Autor des Reiseverführers
IMMER WIEDER FERNWEH - Logbuch eines Inselsammler:
Schnitzel under construction
Ein Text aus der Kolumnensammlung Hühnerbrust und Federkiel
Es ist 18.00 Uhr, und ich habe Hunger. Ich surfe durch die gastronomischen Angebote im Internet und bereits nach kurzer Zeit stosse ich auf die erste kulinarische Homepage. Das Menü: Saltim Bocca und Zimtgalce mit eingelegte Zwetschgen. Zuzüglich MWST. Interessant. Dem Hinweis Kreditkarten werden akzeptiert folgt weiter unten die Bemerkung: keine Kreditkarten. Also weiter. Den Link zur SBB verstehe ich nicht und ich will weder ein Ferienhaus in der Toskana noch will ich dieses in irgendeine Währung umrechnen. Wohl doch nichts für mich, weiter mit Next.
Eine Weinkarte verspricht Australische Weine: an erster Stelle
steht ein „Sissacher Blauburgunder“. Weiter! Damit ich alle Informationen
erhalte, muss ich zwischendurch noch ein Programm installieren. Nach minutenlanger
Wartezeit und mehreren Fehlermeldungen entschliesst sich mein PC zum Absturz.
Eine neue Suche führt mich zum aktuellen Angebot und dem Hinweis auf den
Silvester-Ball 2000! Weiter!
Eine Fotogalerie mit niedlichen Bildlein zum
Anklicken erweist sich als „Paulianisches Gruselkabinett“. Grünliche Stäbchen
liegen neben gräulichen Schnitzeln. Das Gulasch ist unscharf und die Pizza
verheisst ungute Gefühle. Im Dienst ergraute Patrons grüssen verwackelt
hintergründig, wünschen blinkend einen schönen Aufenthalt und freuen sich auf
meinen Besuch. Ich lehne dankend ab. Es ist 21.00 Uhr und ich habe keinen
Hunger mehr.
1930 schrieb Ernst Pauli das Lehrbuch der Küche. Unter
Köchen und Gastronomieprofis wird es einfach nur noch „der Pauli“ genannt.
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