Dienstag, Mai 15, 2018

Well


Zukunftsforscher, Trend-Gurus und andere Zauberlehrlinge reisen mit mahnenden Fingern, Hellraumprojektoren und schwarz-weissen Prognosen durch die touristisch interessierte Schweiz. Sie verbreiten sich, ihre Trends und ungefragten Meinungen gewinnbringend und flächendeckend. Ob Schwimmbadkiosk oder Militärkantine, Trend muss sein, Trend hin oder her. „Wellness“ heisst der Trend der Zeit. Wellness ist in. Wellness muss man haben, Wellness braucht man; nichts anderes braucht der Mensch zu seinem und des Hoteliers Glück.

Was aber ist denn diese „Wellness“ eigentlich? Warum fühle ich mich so unwohl beim Klang dieses Wortes und weshalb nur erinnert es mich an Rheuma, Abstinenz und dritte Zähne? Vor meinen Augen dampfen Schlammbäder, der Ischias ruft und lange Gänge mit Böden aus grünem Linoleum verlieren sich angestaubt im morbiden Halbdunkel eines Sanatoriums. Eidgenössische Ober-turner üben die mentale Halfpipe, Spätgeborene ertüchtigen sich Kraft der Freude und gemeinsam geniesst man das Wohlfühlaroma eines voralpinen Heublumenbades.

Wellness schmeckt nach Mottenkugeln und Bohnerwachs. Wellness tönt nach Muss und schliesst den Genuss aus. Nun, auch die Wellness wird uns wohl nicht lange erhalten bleiben. Denn Trends sind ein Business, Business für die Wellness einer ganzen Branche. Und so werden sie auch nächstes Jahr wieder mit mahnenden Fingern durch die Lande ziehen.

Bitte hier neue Trends eintragen. Aber mit Bleistift. Dann kann man sie auch gleich wieder ausradieren.

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