Dienstag, Mai 01, 2018

Spam


Kaum ist der Streit ums „Frühenglisch“, „Spätdeutsch“ oder „Vielleichtfranzösisch“ entbrannt, verbreitet die Presse schon die ersten Enten. Da soll doch ein Diplomat seiner Majestät den eidgenössischen „Spatz“ mit „Spam“ übersetzt haben. Diese Aussage ist jedoch sträflich falsch und sowohl Geschichtsfälschung als auch
gastronomischer Grundlagenirrtum. Und eine Beleidigung für den Spatz. Bei diesem handelt es sich übrigens nicht etwa um den auch als Sperling bekannten Singvogel, sondern um eine mundgerechte militärische Zubereitung standrechtlich erschossener Kühe. Diese Information muss aus Geheimhaltungsgründen vorerst genügen.


Über Spam gibt’s jedoch einiges zu sagen. Die amerikanische Firma Hormel Foods sass in den späten 30er-Jahren auf einem Lagerhaus voll unverkäuflicher Schweineschultern. Findige Köpfe kamen auf die Idee das Fleisch, angereichert mit einem Hauch Schinken, durch den Wolf zu drehen. Anschliessend wurde es gesalzen, gewürzt, gekocht und in Konservendosen gepackt. Der Name des
neuen Produktes, Spam, war das Resultat eines grossen Preisausschreibens und bedeutet schlicht und ergreifend „Spiced Ham“ – gewürzter Schinken. Obwohl es – und dies erstaunt wohl keinen Metzger – in einer Dose Spam weniger Schinken hat als Kalbfleisch in einer Kalbsbratwurst.

Die amerikanischen Generäle waren von dieser fettigen Kalorienbombe angetan und von deren Haltbarkeit begeistert. Es gibt Historiker welche behaupten, ohne Spam hätten die Amerikaner den Zweiten Weltkrieg gar nicht führen können und die Russische Armee wäre jämmerlich verhungert. Sie sehen also, welche weltpolitische Bedeutung dieser kleinen Dose zukommt. Da kann der Spatz, trotz
Réduit-Erfahrung und Gamellen-Tauglichkeit wohl nicht ganz mithalten.

Bis heute wurden mehr als 6 Milliarden Dosen Spam verkauft. Spam kam als Inhalt von Carepaketen rund um die Welt und gehört heute noch auf kleinen, abgelegenen Inseln im Pazifik zur Grundnahrung. Auf der amerikanischen Homepage www.spam.com
gibt’s Interessantes zur berühmtesten Konservendose der Welt zu lesen. Neben Rezepten auch Gedichte zur Dose. Damit ist wohl Spam die einzige Konserve mit poetischem Anspruch. Zugegeben: der Inhalt – sowohl der kulinarische als auch der poetische – ist eher trivial. Aber – damit hat Spam wohl genau die richtige Mischung und das Zeug zum Kult!

Oh Spam, oh Spam, Gourmet delight. 
My food by day, my dreams by night.”

 

 

 


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