Mittwoch, Januar 09, 2019

Ulithi 32

Ulithi

Während ich im Schweisse meines Angesichts diese Zeilen schreibe, befinden ich mich auf der Insel Siquijor, in den Philippinen. Buchstabe nach Buchstabe tippe ich in die Tastatur - des von der Hitze völlig überforderten - Laptops. Dabei erinnere ich mich an die Aussage des freundlichen Verkäufers zur Qualität des Computers: «Isse gut, isse schnell, chabe viele Batterie, isse entspiegelt. Könne fallenlasse, auch in die Wasser. Und isse itzebeständig!» Soweit Herr Uezgür von di oder da Migro …. . Danke.

 

Urumal und der Donner-Macher von Alik 1/3

Bevor unheimliche Missionare noch den letzten Insulaner aus seiner Kultur weggetauft und ihm den einzig wahren Gott verordnet hatte, war das Leben in den Weiten des Pazifiks noch einfach gewesen. Es gab jede Menge Götter, jeder hatte seinen Zuständigkeitsbereich. Sollte ein Unglück nahen, dann wusste man ganz genau, wer dafür zuständig war. Wieso also sollte ein einziger Gott ALLES wissen, ALLES können? Woher nahm sich dieser die Zeit dazu?
«Allein der Glauben fehlt mir», sagte manch einer auf der Insel Alik und kehrte zu seinen altvertrauten Göttern und ihren Vertretern auf Erde, den Magiern, zurück.

Magier gab es jede Menge, so auch den Wellen-Magier. Dieser sass meist am Strand, hatte seinen Blick in die Ferne gerichtet und beobachtete die Wellen. Sie denken wohl, das sei ein einfacher Job? Weit gefehlt! Das ist ganz schön anstrengend! Woher kamen sie und wohin gingen sie denn, die Wellen? Was brachten sie mit, was holten sie sich zurück? Wie hoch waren sie? Was ist mit Ebbe und Flut? Ein Wellen-Magier wusste alles über den Stand des Mondes, wusste wann Vollmond zu erwarten war. Und so konnte er auch weit im Voraus wissen, wann Sturmfluten zu erwarten waren. Man konsultierte ihn, bevor man mit dem Kanu auf grosse Reise ging, die Fischer befragten ihn zu den zu erwartenden Fischschwärmen.

Als Wellen-Macher wird man geboren, es gibt weder Lehrgänge noch Studienplätze, nicht einmal das allwissend erscheinende Internet weiss etwas darüber. Der Beruf des Wellenmachers wird vom Vater auf den Sohn übertragen. Ist keiner da, oder ist der Junge bildungsfern aufgewachsen, kommt ein Cousin in Frage. Oder ein männlicher Nachkomme eines Cousins wird zum staatlich überhaupt nicht geprüften Wellen-Magier ernannt.
 
Morgen mehr zum Berufsbild des Donner-Machers.

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