Fort
Worth wie es swingt und lebt
Eine
schummrige Kneipe hat es uns angetan. An der langen Bar sitzen einsame Cowboys,
Durchreisende auf einem Weg, den sie noch nicht zu kennen scheinen. Vor der
Bühne sehen wir ein in Würde gealtertes Paar. Sie sitzt im Rollstuhl, er hat
seine Gehstöcke unter den kleinen Tisch gelegt. Wir finden problemlos eine
Sitzgelegenheit.
Auf
der Bühne werden Gitarren ausgepackt und gestimmt. Ein erster Sänger macht sich
für seinen Auftritt bereit. Er singt ein Lied voller Traurigkeit. Von Cowboys,
Bisons und dem langen Weg nach Nirgendwo. Applaus.
Es
folgt ein jüngerer Sänger, er trägt wie alle andern auch die Uniform des
Westens: Jeans, kariertes Hemd und Stetson. Seine Stimme ist beinahe perfekt, der Musikstil trifft jedenfalls den Nerv des Publikums. Applaus.
Nach
einer kurzen Pause folgt der Höhepunkt des Abends: Mary-Rose and the
Pistoleros sind angesagt. Noch steht erst einer der Pistoleros auf der
Bühne. Er schiebt sich die Zähne ins runzlige Gesicht und setzt zu einem
Texas-Jodel an.
«Ladies
and Gentlemen: Here she comes: The best ever Singer and Songwriter from
Abilene, Texas: Applaus für Mary-Rose!»
Doch
Mary-Rose ist noch nicht bereit für den grossen Aufritt, zuerst muss ihr
Rollstuhl und anschliessend sie selbst auf die Bühne gehievt werden. Ein Helfer
bringt ihr eine Tasche mit dem Beatmungsgerät und dem Sauerstoffvorrat. Sie
greift hinein, zieht zwei Plastikschläuche hervor und steckt sich deren Enden
in die Nase. Ob hier eine Freakshow geplant war? Kam gleich ein amerikanischer
Dieter Bohlen um die Ecke?
Nein.
Was wir zu hören bekommen ist Musik vom Feinsten! Ein Trio voller Spielfreude
bringt mit gut geölten und kräftigen Stimmen das Publikum zum Staunen! Was für
ein Spektakel! Da sitzen gut und gern 250 Jahre zu dritt auf einer kleinen
Bühne und bieten eine Live-Show, die es ins sich hat. Keine computerisierten
Klänge stören den Auftritt, keine elektronischen Schlagzeuge machen das Zuhören
zur Qual.
Mary-Rose,
die alte Dame, und ihre Kumpels mögen vom Ruhm alter Zeiten leben. Aber ihr
Auftritt spricht auch von reinster Lebensfreude: Wir lassen uns doch nicht
behindern! Schon gar nicht von Rollstühlen, Beatmungsgeräten und falschen
Zähnen!
Danke
für Eure Show!
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