Dienstag, Dezember 17, 2019

Yap 6


 
Mit dem Bus von Fort Worth nach Honolulu

Natürlich haben wir nicht einen Linienbus gebucht. Sondern einen Air-Bus von United Airlines. Wenn Sie wegen dieses frühmorgendlichen Wortwitzes genügend lange gelacht haben: Mit einem Linienbus würde man zwar nicht fliegen. Die Reise würde somit deutlich länger dauern und immer immer wieder von lästigen Stopps unterbrochen werden. Aber es wäre deutlich gemütlicher.

Ich nehme Platz. Der erste Flug von Fort Worth nach San Francisco wird ca. vier Stunden betragen, nach Honolulu werden es weitere fünf bis sechs sein. Zeit, wieder einmal einen Film anzuschauen oder Musik zu hören. Ich versuche, den Bildschirm aufzuklappen. Er bewegt sich nicht. Ich reisse etwas unsanft an der Stelle wo ich ihn vermute. Aber ich kann reissen soviel und so stark ich will: Es gibt keinen Bildschirm. Oder doch? Dort wo er hätte sein sollen, klebt ein kleiner Zettel: "Wir haben Ihren Sitz mit 'Private screen' ausgestattet!"

Also doch! Irgendwo muss sich das Ding wohl verstecken. Ich versuche, das Polster aufzuschneiden, hantierte an allen möglichen Knöpfen herum. Plötzlich halte ich eine Schwimmweste in meiner Hand. Ich erinnere mich an die Durchsage der Flugbegleiterin, dass man diese erst ausserhalb des Flugzeugs, also kurz vor dem Sprung ins Wasser, aufblasen darf und verstaue sie wieder unter meinem Sitz. Ich versuche, die Abdeckung oberhalb meines Sitzes zu lösen. Da man mir bei der Sicherheitskontrolle den Werkzeugkasten abgenommen hat, ein Ding der Unmöglichkeit.

«Lassen sie diese Sauerstoffmaske sofort los!», höre ich in diesem Moment eine Flugbegleiterin brüllen. Ich erwache aus meinem Albtraum und lande hart auf dem Boden der Realität.

Um Kosten zu sparen, hat man bei United Airlines sogenannte «private screens» eingeführt. Das heisst, man hat die Bildschirme herausgerissen und diese durch eine Haltevorrichtung ersetzt. In diese könnte man, wenn man denn eines hätte, ein eigenes Tablet montieren. Somit könnte man sich den alten Schmarren, den man darauf gespeichert hat, auf seiner privaten Videoanlage zum x-ten Mal anschauen.

Das Glas Wasser und die zehn Salzbretzel werden immer noch analog und kostenlos gereicht. Alles andere gibt’s nur gegen Kreditkarte. Dagegen habe ich eigentlich nichts einzuwenden. Und so bestellen wir uns über dem Pazifik zwei kleine Fläschchen Champagner und packen unser flugfähiges Backgammon aus. Und fliegen mit dem Bus weiter nach Honolulu. Bis später - in Waikiki!
 
P.S.: Der Text zum Bild: Wenn wir nicht die Konkurrenz schlagen können, dann schlagen wir eben unsere Passagiere.

 

 

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