Das
eigentliche Verkehrsmittel in Ulithi sind traditionell die Kanus («Wa»), heute
vielfach durch Motorboote ersetzt («Mota» oder «Wa»). In der einheimischen
Sprache ist ein Auto ein «Kanu des Landes». Das Flugzeug ein «fliegendes Kanu»,
ein Helikopter ein «fliegendes, sich drehendes Kanu. Ein Flugzeugträger somit «die Mutter der fliegenden Kanus». Die schönste Übersetzung ist wohl diese: Ein
Bulldozer ist ein «Kanu, dass seine Schnauze in die Erde gräbt», genauso wie es
auch Schweine tun.
Ein
«Mota» hätte gestern die von Yap eingeflogenen Lebensmittel von der Flughafeninsel
Falalop nach Ikik transportieren sollen. Es waren junge Männer, die diesen
Transport übernahmen. Obwohl ihnen John Rulmal, genannt «Junior», auf Grund der
Wetterprognose von der Überfahrt abgeraten hatte, starteten sie den 15-PS-Motor
und fuhren los.
Wie vorausgesagt kam um genau 15 Uhr ein Unwetter. Das Meer
begann zu brodeln. Wie aus dem Nichts kamen immer höhere Wellen angerauscht,
wahre Brecher donnerten zwischen den Inseln Ik und Ikik hindurch.
Eine Arbeit,
die zwar nicht von ihnen, sondern von ihren Schwestern zu verrichten war. Und so war das Verbot, das Meer zu betreten, die schwerere Strafe. Es bedeute, nicht zu fischen, nicht zu kochen, keinen Fisch zu essen, nicht zu reisen, nicht zu waschen. Und den Ozean auch nicht als Toilette zu gebrauchen. Für die Fischer der Insel Ik aber begann einer äusserts lukrative wenn auch kurze Fangsaison. Mit Netzen fischte man die schwimmenden Lebensmittel, mit Angeln fischte man keinen frischen «Rochroch» oder andere fein schmeckenden Fische, sondern: Thunfische und Sardinen in der Dose! Eine im Pazifik äusserst beliebte Speise. Noch nach vielen Tagen sollen immer wieder Dosen «angebissen» haben.
Die erste Welle schaffte man mit dem Boot noch knapp, bei der zweiten war Ende. Das völlig überladene Boot schaffte den Aufstieg nicht mehr, es überschlug sich rückwärts, es soff ab, die
Mannschaft samt Ladung stürzte in die tosende See.
Dort kühlten sich die Jungs ihren Mut ab, dachten kurz nach und warteten. Sie
waren (noch) keine guten Seefahrer. Aber sie wussten, dass ein Sturm, so schnell
er gekommen war, auch wieder vorbei war. Und so liess man sich an den nahen
Strand bei Ik treiben beichtete das Unglück dem dortigen Chief. Dieser verdonnerte die Jungs zu einer Strafe von zwei lava-lava und verbot ihnen, das Meer in den nächsten vier Tagen zu betreten, ja nicht einmal die Füsse darin zu netzen. Zwei lava-lava, den im Emmental hergestellten Leinentüchern nicht unähnlich, entsprechen einem Gegenwert von mehreren Tagen Arbeit.
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