Während
wir uns vor dem Flughafenhüttchen von Falalop in mikronesischer Leichtigkeit
üben, nähert sich plötzlich ein Pickup. Solche Wagen funktionieren hier wie
bei und Busse. Sie drehen eine Runde nach der andern rund um die Insel,
fahren dabei beim Hafen, beim Flugplatz und bei anderen "Haltestellen" vorbei und
laden dort jeweils Personen und auch Waren ein oder aus. Nicht dass die Distanzen
riesig wären. In einer Stunde hat man das ganze Eiland auch zu Fuss umrundet.
Wir
steigen in das Gefährt ein; meine Frau setzt sich auf den Beifahrerplatz, ich hinten auf die Ladefläche. Rumpelnd fahren wir der Piste entlang, halten dabei
Ausschau nach landenden oder startenden Flugzeugen und biegen nach dreihundert
Metern in einen kleinen Dschungelpfad ein. Zuerst ein Halt am Hafen, nachher
geht’s weiter, am Friedhof vorbei zu unserm Hotel. Unser Gepäck wird abgeladen.
Die
Türe zum Hotel steht weit offen, es wirkt einladend, Personal ist keines zu
sehen. Ruth-Ann hat uns zusätzliche Wasserflaschen mitgebracht. Nie im Leben
hätte ich gedacht, dass ich eines Tages derartige Mengen geschmacksloses Nass
im mich hineinschütten würde. Kaum hat man einen Schluck genommen, ist der Mund
und die Kehle bereits wieder ausgetrocknet. Die Speichelproduktion stellt ihren
Dienst ein, die Zunge klebt am Gaumen fest, der Hals ist verklebt, das Sprechen wird
mühsam. Flasche auf, nächster Schluck!
Wir
setzen uns erschöpft an einen Tisch auf der Veranda: Der Blick ist atemraubend!
Nichts als Meer. Blaues Meer. Blautöne wie man sie kaum je gesehen hat, vom
sanften Fenjal bis zum italienischen Azzurro, vom Züriblau bis zum Enzian ….
Wir
scheinen die einzigen Gäste zu sein. Nicht verwunderlich bei dem Ruf, der das
«Hotel» hat. Geister sollen dort wohnen, meint jemand.
Leider wisse man nicht, ob es denn gute oder böse Geister seien. Dann werde ich
mich wohl besser mal umschauen. Das Büro und die Küche im Erdgeschoss wirken
verlassen.
Da war wohl seit Wochen niemand mehr. In der Tiefkühltruhe liegt ein
Truthahn, ich fasse ihn nicht an. Auf einer knarrenden Treppe steige ich in den
ersten Stock. Ausser einer einsamen Ratte und einer toten Küchenschabe begegne
ich Niemandem. Die Zimmer scheinen auf den ersten Blick unbewohnt zu sein.
Matratzen liegen verstreut darin herum, auf einigen Betten liegt undefinierbares
Gerümpel. Nur ein einziges Zimmer scheint bewohnbar zu sein. Ich weiss nicht
mehr, warum mich das Haus an den Film «Psycho» von Hitchcock erinnerte. Als ich
die Dusche betrat war ich erleichtert, keinen Duschvorhang zusehen.
Hier
also sollten wir drei Tage übernachten. Nachdem ich meinen Rundgang
beendet und sich unsere Unterkunft zumindest tagsüber als geistfrei
erwiesen hatte, setzte ich mich wieder auf die grosse Veranda. Gegen Abend
erschienen zwar Geister, es waren jedoch unsere «guten Geister», die sich in
den nächsten Tagen um uns kümmern würden.
Nolan
ist Lehrer am Outerisland College und gleichzeitig Mitarbeiter der
Fluggesellschaft. Sami ist die lokale Agentin der fliegenden Missionare. Sie
übergaben uns den Schlüssel, zeigten uns die wichtigsten Schalter. Sie würden uns
etwas später bekochen.
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