Dienstag, Dezember 25, 2018

Ulithi 20


Insel Ik, Ulithi-Atoll, Yap State, FSM

Wenn Schweine fliegen

Der grosse römische Feldherr Lukullus, den guten Dingen des Lebens nicht abgeneigt, hätte sich wohl kaum im Ulithi-Atoll niedergelassen.
Lucullus, gefunden bei allposters.at

Ausser Fischen und Meeresfrüchten, die es in Hülle und Fülle gibt, ist die Auswahl an Hauptgängen eher eingeschränkt. Als Beilagen isst man Brotfrucht, Süsskartoffeln und Reis, manchmal angereichert mit Taro und Spinat aus dem Gemüsegarten. Hat nicht mal wieder ein Taifun die Bäume umgelegt, wird die Diät von Kokosnüssen, Papayas und Bananen abgerundet.

Stehen grössere Festivitäten an, dazu gehören Hochzeiten und Beerdigungen, aber auch ein längerer Aufenthalt im Ausland, muss ein Schwein her. Inselschweine geniessen, gegenüber ihren eingepferchten Artgenossen auf dem Festland, ein beinahe glückliches Leben. Aber eben nur beinahe. Da sie die Wurzeln der Taropflanzen genauso schätzen wie die Menschen, kommt man sich in die Quere.

Wer schon einmal gesehen hat, wie ein Maisfeld nach dem Besuch einer Herde Wildschweine ausgesehen hat, der kann sich vorstellen, wie ein Tarofeld nach dem Besuch einer Familie Hausschweine aussieht: Alles umgegraben! Deshalb werden die Schweine auf den Inseln an Stricken zwischen Bäumen angebunden, ihr Auslauf ist begrenzt. Nur die Jüngsten unter ihnen haben, solange sie noch gesäugt werden, freien Auslauf.
Und genau so eine kleine Sau ist es, die sich an meiner Hängematte zu schaffen macht. In ihrem Gefolge sind noch acht weitere kleine Schweinderl, ein überaus herziger Anblick. Auch für Apollonia, unsere einheimische Freundin. (Name gefälscht. Tatsächlich handelt es sich um Ruth-Ann. Da ich momentan ein Buch über Cicero lese, schweben immer wieder lateinische Namen durch die Geschichten). Nun, Apollonia ist genauso entzückt vom Anblick des Säuleins und seufzt: „Wie gerne würde ich doch wieder einmal einen Schweinebraten essen!“

Meine Frau blickt mich an, ich blicke zurück und schon sind wir stolze Besitzer eines Schweins. Wir übergeben es feierlich Ruth-Ann, genannt Apollonia!

Wie aber sollte sie das Schwein von der Insel Ik nach Falalop und von dort nach Yap transportieren? "Kein Problem," meint Apollonia. "Ich habe eine alte Bananenschachtel, da mach ich ein paar grosse Löcher rein. Somit hat das Schwein genug Luft. Nach Falalop fährt es in meinem Kanu mit, anschliessend reist es als Handgepäck im Flieger nach Yap."

Ob es nicht günstiger sei, ein Schwein mit der Fähre zu transportieren, frage ich sie.
"Nein, im Flugzeug reist der Quiecker als Handgepäck mit, auf der Fähre hätte er mich zwanzig Dollar gekostet. Und seekrank wäre er auch noch geworden."

Das fliegende Schwein,
gefunden bei voelkner.de











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