Samstag, Dezember 15, 2018

Ulithi 12

Insel Ikik, Ulithi-Atoll, Yap, FSM

Nach einem kurzen Umtrunk auf Ik gings weiter nach Ikik. Als Begleiterin wurde uns Maria, eine Schwester von Ruth-Ann, zugeteilt. Diese sei mit den Bräuchen auf Ikik besser vertraut. Ikik spielte in der langen Geschichte des Ulithi-Atolls, aber auch in der Geschichte der westlichen Karolineninsel immer eine besondere Rolle. 
Ikik mit Versorgungsschiff

Schon in alten Zeiten war die Insel Sitz der High-Chiefs oder Paramount-Chiefs. Solche Chiefs haben zwar keine politische Gewalt, spielen jedoch im Leben, im Zusammenleben der Menschen, und der Inseln unter sich, nach wie vor eine gewichtige Rolle. Sie regeln zum Beispiel Streitigkeiten zwischen Familien. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wo die Grenzen zwischen den Gärten zweier Familien verlaufen. Da es kein Katasteramt gibt und auch keine Grenzsteine, wird in solchen Fällen ein Chief zur Hilfe gerufen. Nach längerem Nachdenken wird dieser einen weisen Entscheid tun und den Grenzverlauf bestimmen. Sein Urteil ist abschliessend, die Beteiligten werden das Urteil anerkennen, Rekurse sind nicht möglich. Die Prozedur ist grundsätzlich kostenlos. Es ziemt sich jedoch, dem Chief einige lavalavas zu überreichen.
Chiefs entscheiden auch über das Bekleidungsreglement, über Alkohol und Tabak. Sie regeln den Umgang mit den Missionaren, entscheiden darüber, ob Besucher auf der Insel willkommen sind oder nicht. Dass wir willkommen sind, dafür hat unsere Cousine und Freundin Ruth-Ann bereits vor Monaten gesorgt. Beim Outerisland-Council, einer Art Ständerat aller Chiefs, hat sie für uns ein gutes Wort eingelegt und man hat ihr die Zusage erteilt, uns auf die Inseln einladen zu dürfen. Da der insulare Ständerat nur viermal jährlich tagt, sind solche „Visa“ frühzeitig zu beantragen.
Auf der Bootfahrt nach Mogmog werden wir von Maria, unserer Führerin instruiert
Wir sollen unter keinen Umständen erzählen, dass wir Touristen seien. Wir seien „Relatives“, Verwandte und Angehörige der Familie von Ruth-Ann, der Tochter von Margarita aus Ik, ihrerseits verwitwet und vormals verheiratet mit einem Chief von Ikik.
 

"On the sea again" ... (nach einer Melodie von Howard Carpendale)

 
 
 

Zweihundert Meter vor der Insel Ikik, das Boot ausgerichtet auf das Männerhaus der Insel, bremst unser Boot ab. Die Jungs ziehen ihre Hemden aus, Maria entledigt sich ihres Oberteils. Für uns Anverwandte gilt diese Kleiderregel offensichtlich nicht und ich bin beruhigt. Ich denke nicht, dass mein Bierbauch, auch wenn er bereits leicht gebräunt ist, irgendeinen Chief wirklich beeindruckt hätte.Noch hält das Boot, offensichtlich wartet man auf ein geheimes Zeichen aus dem Männerhaus. Ich mag keines erkennen als das Boot wieder gestartet wird und sich nun dem Strand nähert.

Ob wir die Insel schlussendlich auch betreten durften, dazu mehr morgen, oder übermorgen oder so.

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