Montag, März 25, 2019

Tag 1 Papeete - Anaa

MS Aranui to Pitcairn
Tag 1 Papeete to Anaa / Tuamotu-Atoll

Endlich sind wir an Bord unseres Dampfers angekommen. Natürlich ist der Dampfer kein alter, rauchender «Steamer», sondern ein modernes Schiff, eine Mischung zwischen Frachter und Passagierschiff. Gebaut wurde die Aranaui 5 in China, nach Plänen der Eigner-Familie Wong aus Tahiti. Mit Romina Wong, eine der Verantwortlichen der Reederei, haben wir gestern zusammengesessen. Wir haben sie bereits auf unserer ersten Reise, mit der Aranui 3 auf dem Trip zu den Marquesas-Inseln kennengelernt. Eine Aranui 4 gabs übrigens nie. In der chinesischen Zahlenmystik bringt die Zahl «Vier» Unglück.
Am Tisch sass auch ihr Cousin Miko (Maiko), der Verantwortliche für den amerikanischen Markt. Nach dem Abendessen langte die Mannschaft tüchtig in die Saiten. Ukulelen, Gitarren und achtstimmiger Gesang: viel brauchte es nicht, um die Stimmung anzuheizen – die Lufttemperatur lag bereits bei über 30 Grad.

Die Gäste an Bord stammen aus der ganzen Welt. Mehrheitlich wird englisch und französisch gesprochen, die Gruppe der Deutschsprechenden ist klein. Gottseidank. Ich bin ja nicht nach Polynesien gefahren, um mit Schweizern über Rösti, Raffeln und Schmelzkäse zu parlieren. Von diesen Menschen werde ich später berichten.

Gestern haben wir pünktlich in Papeete abgelegt. Nach knapp 400 km erreichen wir am Morgen des 22. März die Insel Anaa. Sie zählt zum Tuamotu-Atoll. Moorea und Tahiti gehören zur Gruppe der Gesellschaftsinseln. Auf unserm Weg nach Pitcairn werden wir auch die Gambier- und die Austral-Inseln besuchen. Sollten Sie eben mit Ihrem SUV unterwegs sein: Hier die Koordinaten für Anaa: 17 Grad Süd, 147 Grad Ost.

Das Schiff treibt vor Tukuhora, dem Hauptort der Insel Anaa. Man zählt zurzeit gerademal 480 Einwohner, früher sollen es einige Tausend gewesen sein. «Früher», das bedeutet hier: vor 1983.
Der Pazifik wurde schon immer von Zyklonen heimgesucht. Das Jahr 1983 aber wurde zur Katastrophe für die schutzlosen, kleinen Inselwelten Polynesiens. Ganze Eilande sind im Meer verschwunden, wurden weggeschwemmt von gewaltigen Fluten, weggeblasen von ungeheuren Windmassen. Auch die Insel Anaa war wochenlang von der Aussenwelt abgeschnitten. Das Dorf Tukuhora hatte aufgehört zu existieren. Das einzige Haus, das den Zyklon Orama einigermassen unbeschadet überstanden hat - und den Menschen während langer Zeit als «Dach über dem Kopf diente» - war die katholische St.Joseph-Kirche. Somit muss ich meine Meinung zur Kirche revidieren: Es gab tatsächlich Fälle, bei denen sie «Menschen gerettet» hat ...

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