Tag 1 Papeete to Anaa / Tuamotu-Atoll
Endlich
sind wir an Bord unseres Dampfers angekommen. Natürlich ist der Dampfer kein alter,
rauchender «Steamer», sondern ein modernes Schiff, eine Mischung zwischen
Frachter und Passagierschiff. Gebaut wurde die Aranaui 5 in China, nach Plänen
der Eigner-Familie Wong aus Tahiti. Mit Romina Wong, eine der Verantwortlichen
der Reederei, haben wir gestern zusammengesessen. Wir haben sie bereits auf
unserer ersten Reise, mit der Aranui 3 auf dem Trip zu den Marquesas-Inseln kennengelernt.
Eine Aranui 4 gabs übrigens nie. In der chinesischen Zahlenmystik bringt die
Zahl «Vier» Unglück.
Am
Tisch sass auch ihr Cousin Miko (Maiko), der Verantwortliche für den
amerikanischen Markt. Nach dem Abendessen langte die Mannschaft tüchtig in die
Saiten. Ukulelen, Gitarren und achtstimmiger Gesang: viel brauchte es nicht, um
die Stimmung anzuheizen – die Lufttemperatur lag bereits bei über 30 Grad.
Die
Gäste an Bord stammen aus der ganzen Welt. Mehrheitlich wird englisch und
französisch gesprochen, die Gruppe der Deutschsprechenden ist klein.
Gottseidank. Ich bin ja nicht nach Polynesien gefahren, um mit Schweizern über
Rösti, Raffeln und Schmelzkäse zu parlieren. Von diesen Menschen werde ich
später berichten.
Gestern
haben wir pünktlich in Papeete abgelegt. Nach knapp 400 km erreichen wir am
Morgen des 22. März die Insel Anaa. Sie zählt zum Tuamotu-Atoll. Moorea und
Tahiti gehören zur Gruppe der Gesellschaftsinseln. Auf unserm Weg nach Pitcairn
werden wir auch die Gambier- und die Austral-Inseln besuchen. Sollten
Sie eben mit Ihrem SUV unterwegs sein: Hier die Koordinaten für Anaa: 17 Grad
Süd, 147 Grad Ost.
Das
Schiff treibt vor Tukuhora, dem Hauptort der Insel Anaa. Man zählt zurzeit
gerademal 480 Einwohner, früher sollen es einige Tausend gewesen sein.
«Früher», das bedeutet hier: vor 1983.
Der
Pazifik wurde schon immer von Zyklonen heimgesucht. Das Jahr 1983 aber wurde
zur Katastrophe für die schutzlosen, kleinen Inselwelten Polynesiens. Ganze Eilande
sind im Meer verschwunden, wurden weggeschwemmt von gewaltigen Fluten,
weggeblasen von ungeheuren Windmassen. Auch die Insel Anaa war wochenlang von
der Aussenwelt abgeschnitten. Das Dorf Tukuhora hatte aufgehört zu existieren. Das
einzige Haus, das den Zyklon Orama einigermassen
unbeschadet überstanden hat - und den Menschen während langer Zeit als «Dach
über dem Kopf diente» - war die katholische St.Joseph-Kirche. Somit muss ich
meine Meinung zur Kirche revidieren: Es gab tatsächlich Fälle, bei denen sie
«Menschen gerettet» hat ... Aus übermittlungstechnischen Gründen können keine Bilder angezeigt werden.
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