Dienstag, März 26, 2019

Tag 3 Amanu

Auf dem Weg nach Pitcairn
Insel Amanu / Tuamotu-Atoll

Die Aranui treibt vor der Insel Amanu, erste Häuser des Hauptortes Hikitake sind zu sehen. Auf den Wellen vor dem Pass, der Eingangspassage zur Lagune, surft die Dorfjugend. Der Empfang durch den Bürgermeister des Dorfes, er ist gerademal 24 Jahre alt, ist herzlich, beinahe überschwänglich. Man hat sich auf unsern Besuch vorbereitet, rund um die Kirche wurde ein Markt aufgebaut, Kunsthandwerk wird angeboten. Die Kinder tanzen und spielen: die Fotoapparate klicken ununterbrochen. Hätte man fünf Cents pro Aufnahme verlangt, das Dorf wäre reich geworden. Aber vielleicht wäre auch mit jedem Klick ein wenig Farbe von der Insel gewichen, ein Gedanke, der traurig stimmt. Südsee ohne Farben? Das wäre dann Nordsee, einfach ein wenig wärmer.

Ein alter Leuchtturm, eher eine Plattform für ein Feuer, steht noch immer in der Nähe des Passes, dem Eingangstor zur Lagune. Unklar ist, ob ein Feuer andere Schiffe sicher durch die Tuamotus leiten sollte, den Eingang zum Pass weisen, oder aber unwillkommene Gäste abhalten sollte. Auf Grund der Lage des Feuerturms befürchte ich eher letzteres.
 
Uralte Dou-Bäume flankieren unsern Weg von der Anlegestelle zur Dorfkirche. Sie wurden über die Jahrhunderte von Eroberern und Semmännern auf die Inseln gebracht. Ihr hartes Holz eignet sich perfekt für den Schiffbau. Sie sollen über 300 Jahre alt sein! Könnten sie doch sprechen! Sie haben die ganzen Eroberer gesehen, aber auch blutige Kriege, Stürme und Tsunamis überlebt. Als es noch keine Schutzbunker gab, haben sich die Einwohner bei Taifunen übrigens mir Stricken an Dou’s und anderen Bäumen festgemacht. Die Mutigsten stiegen auf hohe Palmen und konnten so auch Tsunamis überstehen. So erzählt es der Reiseführer. Ich habe ihm, obwohl wir es ausnahmsweise besser wissen, nicht widersprochen.

Te-motu-tuta-tau, der Dorflehrer erzählt uns die Geschichte der Krabbe Kaveku.
Kaveku ist eine Kokosnuss-Krabbe, ein sogenannter Palmdieb. Er steigt nachts auf Kokospalmen und zwickt mit seinen gewaltigen Scheren die schönsten Nüsse vom Baum. Anschliessend steigt er wieder von der Palme runter und macht sich genüsslich über seine Leibspeise her.

Dummerweise ist die Krabbe ihrerseits die Leibspeise von Toto. Toto wohnt hinter dem Schulhaus und fängt regemässig Kokoskrabben. Da diese die Angewohnheit haben, etwas streng zu riechen, werden sie für einige Tage in einem Verschlag eingesperrt und dort mit Kopra, dem getrockneten Fleisch der Kokosnüsse gefüttert. Das Fleisch der Krabbe ist eine Delikatesse und eine willkommene Abwechslung im eintönigen Speiseplan der Insulaner.

Als nun Toto erfuhr, dass heute eine Ladung Touristen die Insel «überfallen» würde, bekam er es mit der Angst zu tun. Womöglich würde man ihm Kaveku klauen! Fremde Leute würden seine Krabbe mitnehmen, betatschen oder sonst was mit ihr anstellen. Das konnte er nicht zulassen. Noch bevor der Pfarrer zur Frühmesse bimmelte, hatte er Kaveku bereits mit Haut und Scheren aufgegessen.

Mit Kaveku’s ist ganz und gar nicht zu spassen. Mit seinen Scheren kneift er jeden Finger ab, Holzwände sind für ihn kein Hindernis. Wer einen Kaveku in seinen Schlafzimmerschrank sperrt, wird nicht schlafen können. Sein Trommeln wird man auch noch im Nachbarhaus hören.

 

 

 

 

 

 

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