Insel Amanu / Tuamotu-Atoll
Die
Aranui treibt vor der Insel Amanu,
erste Häuser des Hauptortes Hikitake
sind zu sehen. Auf den Wellen vor dem Pass, der Eingangspassage zur Lagune,
surft die Dorfjugend. Der Empfang durch den Bürgermeister des Dorfes, er ist
gerademal 24 Jahre alt, ist herzlich, beinahe überschwänglich. Man hat sich auf
unsern Besuch vorbereitet, rund um die Kirche wurde ein Markt aufgebaut,
Kunsthandwerk wird angeboten. Die Kinder tanzen und spielen: die Fotoapparate
klicken ununterbrochen. Hätte man fünf Cents pro Aufnahme verlangt, das Dorf
wäre reich geworden. Aber vielleicht wäre auch mit jedem Klick ein wenig Farbe
von der Insel gewichen, ein Gedanke, der traurig stimmt. Südsee ohne Farben?
Das wäre dann Nordsee, einfach ein wenig wärmer.
Ein
alter Leuchtturm, eher eine Plattform für ein Feuer, steht noch immer in der
Nähe des Passes, dem Eingangstor zur Lagune. Unklar ist, ob ein Feuer andere
Schiffe sicher durch die Tuamotus leiten sollte, den Eingang zum Pass weisen,
oder aber unwillkommene Gäste abhalten sollte. Auf Grund der Lage des
Feuerturms befürchte ich eher letzteres.
Te-motu-tuta-tau, der Dorflehrer erzählt uns die Geschichte der Krabbe Kaveku.
Kaveku ist eine Kokosnuss-Krabbe, ein sogenannter Palmdieb. Er steigt nachts auf Kokospalmen und zwickt mit seinen gewaltigen Scheren die schönsten Nüsse vom Baum. Anschliessend steigt er wieder von der Palme runter und macht sich genüsslich über seine Leibspeise her.
Dummerweise
ist die Krabbe ihrerseits die Leibspeise von Toto. Toto wohnt hinter dem
Schulhaus und fängt regemässig Kokoskrabben. Da diese die Angewohnheit haben,
etwas streng zu riechen, werden sie für einige Tage in einem Verschlag
eingesperrt und dort mit Kopra, dem getrockneten Fleisch der Kokosnüsse
gefüttert. Das Fleisch der Krabbe ist eine Delikatesse und eine willkommene
Abwechslung im eintönigen Speiseplan der Insulaner.
Als
nun Toto erfuhr, dass heute eine Ladung Touristen die Insel «überfallen» würde,
bekam er es mit der Angst zu tun. Womöglich würde man ihm Kaveku klauen! Fremde
Leute würden seine Krabbe mitnehmen, betatschen oder sonst was mit ihr
anstellen. Das konnte er nicht zulassen. Noch bevor der Pfarrer zur Frühmesse
bimmelte, hatte er Kaveku bereits mit Haut und Scheren aufgegessen.
Mit
Kaveku’s ist ganz und gar nicht zu spassen. Mit seinen Scheren kneift er jeden
Finger ab, Holzwände sind für ihn kein Hindernis. Wer einen Kaveku in seinen
Schlafzimmerschrank sperrt, wird nicht schlafen können. Sein Trommeln wird man
auch noch im Nachbarhaus hören.
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