Montag, März 25, 2019

Tag 2 Anaa

MS Aranui to Pitcairn
Tag 2  Insel Anaa / Tuamotu-Atoll

Anaa war in alten Zeiten ein gefürchtetes Räubernest. Nach einer Fahrt durch die Tuamotus, wegen ihrer vielen Untiefen und unbefahrbaren Riffpassagen auch «die gefährlichen Inseln» genannt, kein gemütlicher Ort. Sollten die Menschen gerade wieder unter Hunger gelitten haben, verspeisten sie kurzerhand einen Besucher.

Im 19. Jahrhundert waren es amerikanische Mormonen, später französische Katholiken, die den Bewohnern die seltsamen Tischsitten ausgetrieben haben. Als sie dies mehr oder weniger erfolgreich erledigt und den - nur scheinbar gottlosen – Ureinwohnern den Weg zur Erleuchtung gewiesen hatten, kam es zwischen den rivalisierenden Missionaren zu schweren Ausschreitungen. Sie prügelten sich derart, dass die französische Armee eingreifen musste
 
Hätten Sie nicht gedacht, gell!

Wer heute in Anaa ankommt, findet einen friedlichen Ort mit freundlichen Menschen. Die Dorflehrerin führt uns über das Inselchen, und präsentiert, zusammen mit einer Schar Kinder ihr kleines Naturschutzprojekt. Jedes Jahr wird ein Fisch zum «Tier des Jahres» bestimmt. Während dieser Zeit dürfen diese in einem definierten Gebiet nicht gefangen werden.

Der Wasseraustausch zwischen der Lagune – quasi dem Meer innerhalb des Riffs – und dem Meer wird normalerweise durch Kanäle, auch Pässe genannt, sichergestellt. Einige sind tief genug, um auch grossen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Auf Anaa jedoch findet man keine Pässe, sondern sogenannte «Hoa’s». Sie gleichen eher Bächen oder kleinen Flüssen, die bei Flut das Wasser durchlassen, bei Ebbe jedoch wieder abtrocknen. Diese kleinen Wasserläufe sollen sich gut für eine ganz besondere «Sportart» eignen: das Fliegenfischen. Da ich keine Ahnung habe, welche Fliegen mit welchen Fischen oder umgekehrt gefangen werden sollen, verlasse ich dieses Thema sofort wieder. Ausser ein paar Fliegen auf meinem Sandwich habe ich keine der erwähnten Protagonisten auf der Insel Anaa gesehen.

Die Insel Anaa wurde gestern das erste Mal in der Geschichte von einem Passagierschiff angefahren. Vor zwei Monaten konnte der geplante Besuch nicht stattfinden: Der Bürgermeister der Insel meinte, man sei noch nicht bereit gewesen, Besucher zu empfangen. Besuche solcher Inseln, sind auch für Passagierschiffe nicht ganz einfach. Was sollte man den Gästen zeigen? Was zeichnet die einzelnen Inseln besonders aus?

So hatte ein Bürgermeister der Reederei gemeldet, dass man auf seiner Insel den Besuchern ein verlassenes, geheimnisumwittertes Dorf zeigen würde. Das hat man dann auch getan: Das «Dorf» bestand aus einer einzigen, windschiefen Hütte. Wo denn das Dorf sei, fragte der Mann der Reederei. «Keine Ahnung!», meinte der Bürgermeister. Aber irgendwas muss man den Gästen doch zeigen können und beendete seine Rede mit Erzählungen aus alten Zeiten.

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