Tag 2 Insel Anaa / Tuamotu-Atoll
Anaa
war in alten Zeiten ein gefürchtetes Räubernest. Nach einer Fahrt durch die
Tuamotus, wegen ihrer vielen Untiefen und unbefahrbaren Riffpassagen auch «die
gefährlichen Inseln» genannt, kein gemütlicher Ort. Sollten die Menschen gerade
wieder unter Hunger gelitten haben, verspeisten sie kurzerhand einen Besucher.
Im
19. Jahrhundert waren es amerikanische Mormonen, später französische Katholiken,
die den Bewohnern die seltsamen Tischsitten ausgetrieben haben. Als sie dies
mehr oder weniger erfolgreich erledigt und den - nur scheinbar gottlosen –
Ureinwohnern den Weg zur Erleuchtung gewiesen hatten, kam es zwischen den
rivalisierenden Missionaren zu schweren Ausschreitungen. Sie prügelten sich derart, dass die französische Armee eingreifen musste
Hätten Sie nicht gedacht, gell!
Wer heute in Anaa ankommt, findet einen friedlichen Ort mit freundlichen Menschen. Die Dorflehrerin führt uns über das Inselchen, und präsentiert, zusammen mit einer Schar Kinder ihr kleines Naturschutzprojekt. Jedes Jahr wird ein Fisch zum «Tier des Jahres» bestimmt. Während dieser Zeit dürfen diese in einem definierten Gebiet nicht gefangen werden.
Der
Wasseraustausch zwischen der Lagune – quasi dem Meer innerhalb des Riffs – und
dem Meer wird normalerweise durch Kanäle, auch Pässe genannt, sichergestellt.
Einige sind tief genug, um auch grossen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.
Auf Anaa jedoch findet man keine Pässe, sondern sogenannte «Hoa’s». Sie
gleichen eher Bächen oder kleinen Flüssen, die bei Flut das Wasser durchlassen,
bei Ebbe jedoch wieder abtrocknen. Diese kleinen Wasserläufe sollen sich gut
für eine ganz besondere «Sportart» eignen: das Fliegenfischen. Da ich keine
Ahnung habe, welche Fliegen mit welchen Fischen oder umgekehrt gefangen werden
sollen, verlasse ich dieses Thema sofort wieder. Ausser ein paar Fliegen auf
meinem Sandwich habe ich keine der erwähnten Protagonisten auf der Insel Anaa
gesehen.
Die
Insel Anaa wurde gestern das erste Mal in der Geschichte von einem
Passagierschiff angefahren. Vor zwei Monaten konnte der geplante Besuch nicht
stattfinden: Der Bürgermeister der Insel meinte, man sei noch nicht bereit
gewesen, Besucher zu empfangen. Besuche solcher Inseln, sind auch für
Passagierschiffe nicht ganz einfach. Was sollte man den Gästen zeigen? Was
zeichnet die einzelnen Inseln besonders aus?
So
hatte ein Bürgermeister der Reederei gemeldet, dass man auf seiner Insel den
Besuchern ein verlassenes, geheimnisumwittertes Dorf zeigen würde. Das hat man
dann auch getan: Das «Dorf» bestand aus einer einzigen, windschiefen Hütte. Wo
denn das Dorf sei, fragte der Mann der Reederei. «Keine Ahnung!», meinte der
Bürgermeister. Aber irgendwas muss man den Gästen doch zeigen können und beendete
seine Rede mit Erzählungen aus alten Zeiten.
Aus übermittlungstechnischen Gründen können keine Fotos angezeigt werden.
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